Pressemitteilung vom 24. Mai 1998
Riesen-Chaos bei der Bahn!
Der Berliner Fahrgastverband IGEB fordert eine Kulanzregelung für alle Berlin-Reisenden und eine sofortige Fahrplanüberarbeitung.
Wir hätten uns gern geirrt und unbeschwert gefeiert, aber gleich am ersten Tag nach Wiederinbetriebnahme der Berliner Stadtbahn für den Eisenbahn-Fern- und Regionalverkehr trat das ein, was der Berliner Fahrgastverband seit langem befürchtet hatte: Die Bahn hat mit dem neuen Fahrplan, der auf der Stadtbahn ab dem ersten Betriebstag sofort eine extreme Zugdichte vorsieht übernommen. Schon kleine Störungen reichen seit heute aus, um durch den Dominoeffekt den gesamten Fern- und Regionalverkehr von und nach Berlin zum Zusammenbrechen zu bringen. Betroffen waren heute ganztägig alle Bahnverbindungen von und nach Berlin, auch diejenigen, die gar nicht über die Stadtbahn führen. Zehntausende wurden durch erheblich verspätete Züge, verpaßte Anschlüsse, sowie schlechte, falsche oder unterlassene Informationen hochgradig verärgert.
Was ist jetzt zu tun?
1. Die Bahn muß sich bei allen Reisenden ncht nur pauschal entschuldigen, sondern sie auf dem Kulanzweg ohne Einzelfallprüfung entschädigen. Unser Vorschlag: Alle, die einen Fahrausweis von oder nach Berlin mit Datum 24. Mai 1998 abgeben, bekommen die Hälfte des Fahrpreises erstattet.
2. Die Bahn muß sofort ihren Fahrplan überarbeiten. Der Berliner Fahrgastverband IGEB hatte schon frühzeitig vor zu vielen Zügen auf der Stadtbahn gewarnt und den Eindruck gewonnen, daß mit der Vielzahl von Regionalzügen auf der Berliner Stadtbahn von den unverantwortlichen Regionalverkehrsstillegungen im Land Brandenburg abgelenkt werden soll. Dieses Konzept ist nun gescheitert. So schmerzlich es für einzelne Reisende ist, so unvermeidlich ist es, daß die Bahn sofort einige Regionalverkehrsangebote von der Stadtbahn streicht. Einige Fahrgäste müssen dann auf die S-Bahn umsteigen, damit die große Mehrheit wieder pünktlich Bahn fahren kann.
3. Die Bahn muß sofort ihr Krisenmanagement verbessern. Es gibt keine Entschuldigung dafür, daß derartig hilflos und chaotisch auf eine grundsätzlich einzukalkulierende Ausnahmesituation reagiert wird, wie es heute geschah.
Gerhard J. Curth, Vorsitzender
Christfried Tschepe, Stellvertretender Vorsitzender