Pressemitteilung liegt auch als PDF vor Pressemitteilung als PDF (Datei: igebpresse_20070318.pdf, Größe: 116739 Byte)

Pressemitteilung vom 18. März 2007

VBB-Fahrpreiserhöhung: Durchschnittswert ist ohne Aussage

Fahrgastverband IGEB freut sich über stabile Fahrpreise für einen erheblichen Teil der Berliner Fahrgäste, kritisiert aber einzelne drastische Erhöhungen

Es ist kein April-Scherz. Zum 1. April 2007 werden die Nahverkehrstarife in Berlin und Brandenburg erhöht. Positiv ist, dass es 2006 keine Erhöhung gab und auch jetzt ein erheblicher Teil der Tarife in Berlin stabil bleibt, auch bei den preiswerten Schülermonatskarten. Negativ ist, dass viele Tarife in Brandenburg und einige in Berlin überdurchschnittlich angehoben werden. Negativ ist außerdem, dass die meisten Tarife im Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg weiterhin zu den höchsten in Deutschland gehören, während die Kaufkraft in Berlin und Brandenburg deutlich unter dem Bundesdurchschnitt liegt.

Tageskarte
Während der Einzelfahrschein in Berlin im Preis stabil bleibt, wird die Tageskarte von 5,80 auf 6,10 € verteuert. +5,2% Dabei war lange Zeit diskutiert worden, sie im Preis zu senken.

Monatskarte
Die einzeln gekaufte Monatskarte in Berlin wird von 67 auf 70 € verteuert. +4,5%. Man muss also 34 Mal im Monat einen Einzelfahrschein kaufen, damit sich der Kauf einer Monatskarte lohnt. In Potsdam lohnt sich das beispielsweise bereits ab 21 Fahrten, in München ab 27.

Jahreskarte
Man wolle die Stammkunden bei dieser Tarifrunde besonders belohnen, hieß es. Für Berliner Fahrgäste mit Jahreskarte trifft das auch zu, sie zahlen ab 1.4. nicht mehr. Brandenburger Fahrgäste müssen demgegenüber für ihre Jahreskarte z.B. für einen Landkreis +3,4% mehr bezahlen.

Wer es als Berliner oder Brandenburger aber wagt, regelmäßig in beiden Ländern zu fahren, muss dafür besonders teuer bezahlen. Die Jahreskarte Berlin ABC + 1 Landkreis wird um +6,5% und die Jahreskarte VBB-Gesamtnetz um +6,8% verteuert. Offensichtlich hatte diese Fahrgastgruppe keine Lobby, weder in der Berliner noch in der Brandenburger Politik.

Fahrradkarte
Während die Berliner Freizeitkarte 2005 u.a. mit der Begründung abgeschafft wurde, man wolle die Vertriebskosten durch zu viele verschiedene Angebote senken, werden mit der Abkoppelung der Fahrradmitnahme vom Ermäßigungstarif in Berlin nun acht neue Positionen "Fahrradtarif" eingeführt. Diese sind überwiegend teurer als der bisherige Ermäßigungstarif, was statistisch aber keine Erhöhung ist, weil es als Neuangebot gewertet wird. So kostet die Fahrradmitnahme für eine Fahrt in Berlin jetzt 1,50 statt 1,40 €. +7,1%

Sozialkarte (Berlin-Ticket S)
Zu dieser Monatskarte gibt es auch zwei Wochen vor Inkrafttreten des neuen VBB-Tarifs noch immer keine Aussage. Das ist eine Zumutung für die Betroffenen. Der Berliner Fahrgastverband IGEB erwartet von SPD und Linkspartei.PDS, dass sie ihre Koalitionsvereinbarung ernst nehmen und nicht nur ein preiswertes Sozialticket ermöglichen, sondern auch die strukturelle Angleichung an den VBB-Tarif umsetzen. (Zitat aus der Koalitionsvereinbarung: "Die Gültigkeit des Sozialtickets wird auch auf Regionalbahnzüge ausgedehnt mit der Möglichkeit, Anschlussfahrscheine zu erwerben.")

Fazit
Selten ist bei einer Tariferhöhung die Differenz zwischen "Gewinnern" und "Verlierern" so groß gewesen. VBB und Verkehrsbetrieben sei geraten, die "Verlierer" mit Tariferhöhungen zwischen 4 und 7 Prozent nicht noch durch Verweis auf den statistischen Durchschnittswert von unter 3 Prozent Preissteigerung zusätzlich zu verärgern.

Die beachtliche Zahl stabiler Fahrpreise in Berlin ist ohne Frage ein Erfolg. Aber die unbegründete überdurchschnittliche Erhöhung einzelner Tarifposten und die zunehmende Zahl struktureller Ungereimtheiten in der Tarifstruktur unterstreichen die Dringlichkeit der Forderung von Berlins Verkehrssenatorin Ingeborg Junge-Reyer, die bereits am 9. Oktober 2006 eine grundlegende Tarifstrukturreform angemahnt hatte.

Christfried Tschepe, Vorsitzender
Matthias Horth, Stv. Vorsitzender

 

© Berliner Fahrgastverband IGEB e.V.