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Berlin eröffnet neue Tram-Strecke – zum ersten Mal seit Jahren

30.10.2021

BVG-Chefin Kreienkamp fordert mehr Tempo in Berlin
Erstmals seit Jahren ist am Samstag eine neue Straßenbahnstrecke in Berlin eröffnet worden.
Um 11 Uhr wurde gefeiert, um 14 Uhr rollten die ersten Züge für Fahrgäste. Erstmals seit Jahren wurde an diesem Sonnabend eine neue Straßenbahnstrecke eröffnet - von Adlershof nach Schöneweide. Zur Feier kamen auch die scheidende Verkehrssenatorin Regine Günther und BVG-Chefin Eva Kreienkamp. Beide sprachen ein Thema an: Die Langsamkeit in Berlin. Günther sagte, dass geprüft werden müsse, wie Planungsprozesse beschleunigt werden könnten, „um etwas Zeit zu gewinnen“. Konkreter wurde sie nicht.

An der 2,7 Kilometer langen Strecke zur besseren Anbindung der Wissenschaftsstadt (Wista) war von 2015 bis 2020 geplant worden, mehrfach habe es Änderungen gegeben, berichtete BVG-Vorstand Rolf Erfurt. Kreienkamp wünschte sich dreierlei: Mehr Straßenbahnen, eine Bevorrechtigung der Straßenbahn an Ampeln und auch mehr Tempo für die Busse.

Die Wista ist nun also an zwei S-Bahnhöfe angebunden. 12.700 Fahrgäste erwartet die BVG auf der neuen Strecke, erstmals kommt mit der M17 eine Metrotram in den Wissenschaftsstandort, zudem sollen hier die Linien 61 und 63 fahren. Der Fahrgastverband Igeb hat bereits kritisiert, dass die neue Tram „dank der Planung von Verkehrsverwaltung und Bezirk auf der neuen Strecke zukünftig langsamer unterwegs als heute der Bus“.

Die Fahrzeit sei schlicht länger, weil die Ampeln die Straßenbahnen nicht bevorrechtigen. Günther widersprach den Vorwürfen der Igeb, der Bus sei anders gefahren. Der Bau kostete 40 Millionen Euro, 12.000 Fahrgäste sollen einsteigen. Mit dem Bau der Strecke war vor eineinhalb Jahren begonnen worden. Der eigentliche Bau blieb im Zeitplan, wie üblich in Berlin gab es die Verzögerungen bei der Planung und Genehmigung.

Eigentlich sollte diese Verlängerung der Strecke aus der Wissenschaftsstadt nach Schöneweide längst fertig sein. Doch die Eröffnung klappte nicht in der abgelaufenen Legislaturperiode. Dabei ist die Strecke in Treptow-Köpenick die mit der geringsten Verspätung. Die rot-rot-grüne Koalition hatte 2016 vereinbart, das Straßenbahnnetz deutlich ausbauen und drei neue Straßenbahnstrecken bis 2021 zu eröffnen: Neben der so genannten Wista-II-Strecke sollten das die Verlängerung vom Hauptbahnhof zur Turmstraße und die direkte Anbindung des Ostkreuzes durch die Sonntagstraße sein. In Moabit wurde immerhin vor wenigen Wochen begonnen, der Bau am Ostkreuz ist noch ferne Zukunft.

Unverdrossen lobte Günther die vergangenen fünf Jahre: „Diese Neubaustrecke ist die erste von aktuell 15 Tram-Strecken, die Berlin bis 2035 umsetzen wird.“ Ihre Verwaltung habe „in der vergangenen Legislaturperiode eine Straßenbahn-Offensive gestartet, wie es sie in Berlin seit dem Mauerfall nicht gegeben hat“. Igeb-Sprecher Jens Wieseke nannte die fünf Jahre unter Günther einen „ziemlichen Scherbenhaufen“.

Diese erste neue Straßenbahn wird zunächst einmal quietschen in den Kurven. Die erstmals in Berlin eingebaute Schmieranlage solle erst in zwei Wochen eingeschaltet werden, sagte ein BVG-Techniker. Die Umweltverwaltung hatte strenge Auflagen zum Geräuschpegel gemacht.

Für Fans bot die BVG ein buntes Programm

Für Fans bot die BVG ein buntes Programm, unter anderem wurden die bereits ausgemusterten Tatra-Straßenbahnen noch einmal eingesetzt. Auch der Betriebshof Köpenick öffnet seine Tore für Besucher.

Zum ersten Mal wurde dort das lebensgroße Modell der neuen Fahrzeug-Generation der Öffentlichkeit präsentiert. Bei dem aus 2500 Einzelteilen bestehenden Modell vereinen sich zahlreiche Original-Bauteile wie beispielsweise Warnleuchten, Schalter, Infomonitore, Fahrersitz oder Türtaster, mit dem Korpus aus Holzelementen zu einer nach BVG-Angaben „nahezu perfekten Illusion“.

Autor/Agentur: Jörn Hasselmann
Quelle: Der Tagesspiegel
Medium: Tageszeitung
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