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Einigung im Tarifstreit

05.04.2019

BVG-Mitarbeiter bekommen bis zu 21,4 Prozent mehr Lohn
Berlin - Wer bei den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) als Fahrer arbeitet, kann sich freuen. Der monatliche Bruttolohn steigt um 413,75 Euro, rückwirkend zum 1. Januar. Das ist ein Zuwachs von bis zu 19 Prozent. Aber auch die anderen Berufsgruppen bei dem Landesunternehmen haben allen Grund, mit dem in der Nacht zu Freitag erzielten Tarifabschluss zufrieden zu sein.

Je nach Dauer der Betriebszugehörigkeit und Tätigkeit erhalten sie zwischen 350 und 473 Euro mehr im Monat. Das entspricht einem Zuwachs von acht bis fast 21,4 Prozent. Der Streit um höhere Löhne und Gehälter ist zu Ende, es drohen keine Warnstreiks mehr. Nach fünf Verhandlungsrunden und drei Warnstreiks war es am Freitag gegen 23 Uhr endlich so weit.

Die Gewerkschaft Verdi und der Kommunale Arbeitgeberverband besiegelten einen Kompromiss. „Dieser Abschluss ist einmalig. Mit diesem Paket würdigen wir das vorbildliche Engagement unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Mobilität in unserer Stadt“, so BVG-Personalvorstand Dirk Schulte. „Damit senden wir zudem eine positive Botschaft an zukünftige Bewerberinnen und Bewerber.“ Es sei jetzt gelungen, die Beschäftigten aller Berufsgruppen zu berücksichtigen, sagte Jeremy Arndt von der Gewerkschaft Verdi.

„Der Abschluss kann sich sehen lassen, da der neue Tarifvertrag einen deutlichen Schritt im bundesweiten Vergleich nach vorne macht.“ In der Tat: Wurden die 7549 BVG-Fahrer bis vor Kurzem von allen Fahrern in Deutschland am schlechtesten bezahlt, haben sie es jetzt auf den zweitbesten Platz der Ländertabelle geschafft. Wer neu im Fahrdienst anfängt, bekommt 2582,17 Euro brutto pro Monat, das sind 19 Prozent mehr Lohn als bisher.

Lohnerhöhung für BVG-Mitarbeiter erhöht Fahrkosten: Fahrpreise werden wohl ab 2020 wieder steigen

Über die Jahre steigt der Grundlohn auf 2807,80 Euro, ein Plus von 17,3 Prozent. Zulagen und Zuschläge kommen hinzu. Weitere Beispiele: Wer Handwerkertätigkeiten ausführt, erhält eine Erhöhung von 392,50 Euro, der Bruttolohn für Sicherheitskräfte steigt um bis zu 407,13 Euro. Der Tarifvertrag für die Löhne und Gehälter gilt bis Ende Juni 2020, andere Regelungen zum Teil bis Dezember 2023. Die Forderung, die Wochenarbeitszeit von 39 auf 36,5 Stunden zu verkürzen, sei erst mal zurückgestellt worden, so Arndt. Zwar hatte die Arbeitgeberseite eine stufenweise Absenkung ab 2021 angeboten.

Doch dem stünde die bundesweite Abmachung entgegen, die Laufzeiten der Manteltarifverträge in den Ländern ab 2020 zu synchronisieren. Dann werde das Thema erneut aktuell. 50 Einzelpositionen enthält die Liste der Verbesserungen. Unter dem Strich steigen die Personalkosten des BVG-Konzerns, die im vergangenen Jahr 668 Millionen Euro erreichten, um 102 Millionen Euro. Für Jens Wieseke vom Fahrgastverband IGEB ist klar: Für 2020 werden viele BVG-Nutzer mit einer kräftigen Fahrpreiserhöhung rechnen müssen.

„Diese Kostensteigerung wird das Land nicht ausgleichen können“, sagte er. Dass die Fahrpreise nach zwei Nullrunden ab 2020 wieder steigen werden, war schon vor dem Streit um höhere Löhne absehbar. Zudem bleibt es dabei, dass Berliner Schüler ab August gratis fahren und Firmentickets ab September preiswerter werden. „Wer jedoch Einzelfahrausweise oder Monatskarten kauft, wird 2020 mit einer kräftigen Verteuerung rechnen müssen“, sagte Wieseke.

Autor/Agentur: Peter Neumann
Quelle: Berliner Zeitung
Medium: Tageszeitung
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