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BVG-Streik

29.03.2019

Wem reicht's, dass ihnen 90 Mio. nicht reichen?
Berlin - Auf den ersten Blick ist das schwer zu verstehen. Obwohl die Arbeitgeberseite ihr Angebot für die Beschäftigten der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) erneut aufgestockt hat, ruft die Gewerkschaft Verdi zu einem weiteren Warnstreik auf. Doch die Verdi-Leute verteidigen sich: Die Arbeitgeberseite betreibe „Stimmungsmache“.

Fahrgastverband IGEB: Tarifstreit gleiche allmählich einem „Schmierentheater“

So hat es die Verdi-Tarifkommission beschlossen: Ab Montag, 3 Uhr früh, sollen alle Busse, U- und Straßenbahnen 24 Stunden stillstehen. Beim Fahrgastverband IGEB kann man nicht verstehen, warum Verdi auch das jüngste Arbeitgeberangebot ablehnt. Allmählich gleiche der Tarifstreit einem „Schmierentheater“, hieß es.

„In Summe bieten die Arbeitgeber ein Plus von 90 Millionen Euro pro Jahr“, teilte die BVG mit. „Rückwirkend zum 1. Januar geht es um Einkommenssteigerungen von 17 Prozent.“ Rechnerisch bedeute das für jeden BVGler im Schnitt monatlich 450 Euro brutto mehr.

Verdi kritisiert Angebot der Arbeitgeber

„Die 450 Euro entsprechen nicht den tatsächlichen Zuwächsen für alle Beschäftigten“, entgegneten Verdi-Vertrauensleute bei der Straßenbahn. Angeboten wurden 300 Euro Festbetrag. „Alles andere kommt nur einzelnen Berufsgruppen oder auch nur einzelnen Teilen einer Berufsgruppe zugute.“

Die Darstellung der Arbeitgeberseite sei „inhaltlich völlig undifferenziert“. Nur neu eingestellte Fahrer sollen 520 Euro mehr erhalten als jetzt. Wer länger als sechs Jahre Busse fährt, für den sind dagegen 300 Euro Aufschlag vorgesehen. Das spalte die Belegschaft.

Michael Müller kündigt Fahrpreiserhöhungen an

Der Warnstreik sei „völlig unangemessen“, bekräftigte die BVG. „Offenbar sollte auf jeden Fall noch einmal gestreikt werden.“ Dass einzelne Entgeltgruppen einen höheren Aufschlag als andere erhalten, entspräche einer Verdi-Forderung.

So oder so werde es Fahrpreiserhöhungen geben, kündigte der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) an. „Ein Busfahrer soll von seiner Arbeit gut leben können.“ In Senatskreisen warnt man Verdi aber davor, die Forderungen zu überreizen – „wie das einst die Lokführer taten“.

Autor/Agentur: Peter Neumann
Quelle: Berliner Kurier
Medium: Tageszeitung
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