[ Zurück ]

Bahnverkehr zum Flughafen BBI wird teuer

02.08.2006

Zusatzkosten betragen 13 Millionen Euro im Jahr
Noch hat der Bau des künftigen Flughafenbahnhofs in Schönefeld nicht einmal begonnen - am 5. September ist der erste Spatenstich. Doch schon seit Längerem wird darüber gestritten, wie oft und zu welchen Fahrpreisen Züge zum geplanten Airport Berlin Brandenburg International (BBI) fahren werden. Der Senat wünscht nach Informationen der Berliner Zeitung ein üppiges Fahrtenangebot zum Niedrigtarif. Für die Fluggäste ist diese "Luxusanbindung" eine schöne Sache - für andere Reisende dagegen von Nachteil. Denn Experten fürchten, dass in Berlin der S-Bahn-Fahrplan ausgedünnt und in Brandenburg weitere Bahnlinien stillgelegt werden müssen, um den Airport-Verkehr zu finanzieren. "Was da geplant wird, ist unverantwortlich", bemängelt Christfried Tschepe vom Fahrgastverband IGEB.

In der Senatskanzlei drückt man aufs Tempo. Möglichst bald sollen die Grundzüge der geplanten Vereinbarung mit der Deutschen Bahn (DB) stehen. Dem Vernehmen nach geht es um ein Geschäft, dessen Kern eine Bestellgarantie von 20 Jahren ist. So lange sollen die Länder Berlin und Brandenburg bei dem Bundesunternehmen Zug- und S-Bahn-Fahrten zum neuen Schönefelder Airport ordern. Mehraufwand im Vergleich zu heute: 13 Millionen Euro im Jahr. Insgesamt geht es also um 260 Millionen Euro, Inflation jeweils nicht eingerechnet.

Woanders muss gekürzt werden

Zwei Routen sind geplant. Eine Verbindung wird vom Hauptbahnhof durch den Tiergartentunnel und über die Dresdener Bahn zum BBI führen. Die aktuellen Konzepte sehen vor, dass alle 15 Minuten eine Fahrt angeboten wird: Dreimal pro Stunde fährt ein "Shuttle" zwischen dem Hauptbahnhof und BBI, einmal pro Stunde kommt der Regionalexpress RE 2 hinzu, der auf der Reise nach Cottbus über BBI geleitet wird. Als zweite Anbindung soll die S-Bahn-Strecke in einem weiten Bogen zur künftigen Airport-Station verlängert werden. Dort soll alle zehn Minuten eine Bahn rollen, so wünscht man sich im Senat. Ein Angebot, das nicht mal der Fahrgastverband für nötig hält: "Schon heute ist die S-Bahn nach Schönefeld eher schwach ausgelastet", heißt es.

Weil BBI von Berlin weiter entfernt liegt als der jetzige Flughafen, müssten alle Züge und S-Bahnen nach Schönefeld im Jahr insgesamt fast 1,7 Millionen mehr Kilometer zurücklegen als heute - ein Zusatzangebot, das finanziert werden muss. Zumal es im Senat offenbar Ideen gibt, auch für die "Shuttles" den Normaltarif (heute 2,10 Euro pro Fahrschein) zu verlangen und auf Zuschläge zu verzichten. Zwar zahlt der Bund für den Nahverkehr Regionalisierungsmittel. Doch weil nicht zu erwarten ist, dass er die Summen aufstockt, müssten woanders Fahrten gestrichen werden, um den Airport-Verkehr zu finanzieren.

"Da sich der von Berlin geplante Mehraufwand vor allem auf den Teilstrecken in Brandenburg abspielt, wären dort auch die größten Streichungen zu befürchten", so ein Experte. Allerdings drohten in Berlin ebenfalls Fahrplanausdünnungen, weil auf das Stadtgebiet immerhin noch rund ein Drittel des Airport-Zusatzangebots entfällt.

Autor/Agentur: Peter Neumann
Quelle: Berliner Zeitung
Medium: Tageszeitung
[ Zurück ]