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Fahrgastverband wirft BVG mangelnde Streikvorsorge vor

29.03.2019

Am Montag soll bei der BVG wieder gestreikt werden – doch aus Sicht des Fahrgastverbands Igeb sind die Berliner Verkehrsbetriebe nicht ausreichend darauf vorbereitet.
„Wir brauchen endlich für solche Fälle einen verbindlichen Notfahrplan, insbesondere für den abgehängten Stadtrand“, teilte der Verbands-Vizevorsitzende Jens Wieseke mit.

Die Gewerkschaft Verdi hatte am Donnerstagabend zu einem ganztätigen Warnstreik an diesem Montag aufgerufen. Hintergrund ist ein Tarifkonflikt um höhere Gehälter und bessere Arbeitszeiten bei dem Landesunternehmen.

Gesetzliche Vorgaben verlangt

Die Interessengemeinschaft Eisenbahn, Nahverkehr und Fahrgastbelange Berlin (Igeb) verlangt gesetzliche Vorgaben, damit in solchen Fällen Notfahrpläne garantiert sind – etwa für Fahrten zu Flughäfen, wichtigen S-Bahnhöfen und Krankenhäusern.

Der CDU-Politiker Oliver Friederici forderte, dass eine überparteiliche Instanz den Tarifkonflikt schlichte. „Die Verhandler haben sich in der Tat verhakt“, erklärte der Verkehrspolitiker auf 105,5 Spreeradio. Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) als Aufsichtsratschefin müsse sich darum kümmern.

Auch der FDP-Politiker Florian Swyter forderte, schnell eine Lösung zu finden. „Die Verkehrssituation in der Hauptstadt ist auch ohne Streiks genug belastet.“

Der geplante Streik

Wie schon beim ersten Warnstreik im Februar werden voraussichtlich sämtliche U- und Straßenbahnzüge in den Depots bleiben, und nur auf einigen Buslinien von Subunternehmern am Stadtrand wird es Verkehr geben.

Auch die Linienbusse von und zum Flughafen Tegel werden wohl entfallen; zuletzt hatte der Flughafen stattdessen einige private Busse pendeln lassen. Am Montag soll zwischen Tegel und dem Bahnhof Jungfernheide ein unregelmäßiger Shuttle-Verkehr eingerichtet werden, teilte die Flughafengesellschaft auf Twitter mit.

"Aufgrund eines #Streiks am Montag, 01.04.2019, der BVG kommt es zu massiven Einschränkungen bei der An- und Abreise. Die Flughafengesellschaft richtet einen unregelmäßigen Not-Shuttleverkehr zwischen dem Flughafen Tegel und dem S- und U-Bahnhof Jungfernheide ein. pic.twitter.com/7W847B7Maz — Berlin Airport Service (@berlinairport) March 29, 2019"

Die S-Bahn ist vom Warnstreik nicht betroffen. Auch die Regionalzüge werden planmäßig fahren. Pendler aus dem Umland kommen also mit der Bahn in die Stadt, müssen auf den letzten Metern aber möglicherweise improvisieren. Auf der S5 soll es rund 80 Zusatzfahrten zwischen Mahldorf und Warschauer Straße geben.

"Die @SBahnBerlin wird am Streikmontag alls Reserven einsetzen, um die Streikauswirkungen etwas abzumildern. Außerdem wird es von ca. 05:00 bis ca. 18:00 Uhr rund 80 zusätzliche Fahrten auf der S5 zwischen Mahlsdorf <> Warschauer Straße geben. https://t.co/uNsRGpe0Lh — Verkehrsinformationszentrale Berlin (VIZ) (@VIZ_Berlin) March 29, 2019"

Darum geht es

Mit dem Warnstreik will die Gewerkschaft den Druck auf die Arbeitgeber erhöhen. Am Donnerstagnachmittag war eine weitere Verhandlungsrunde ergebnislos beendet worden. Die Arbeitgeber hatten darin angeboten, jährlich 90 Millionen Euro mehr für Lohn und Gehalt aufzuwenden.

Die Verdi-Tarifkommission lehnte das Angebot am Abend ab. „Leider profitieren längst nicht alle Beschäftigten von den Erhöhungsschritten, die die Arbeitgeber beabsichtigten“, erklärte Verdi-Verhandlungsführer Jeremy Arndt. Eine Spaltung der Belegschaft lehne die Gewerkschaft ab. „Im bundesweiten Vergleich liegen die Einkommen bei der BVG am Ende der Tabellen“, fügte Arndt hinzu.

Verhandlungsführerin Pfeiffer sagte, das Angebot liege um ein Vielfaches über vergleichbaren Abschlüssen. Den 14.500 Beschäftigten der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) und ihrer Tochter Berlin Transport brächte es im Schnitt monatlich brutto 450 Euro mehr. Es gehe um Einkommenssteigerungen von 17 Prozent, hieß es.

Die landeseigene BVG ist Deutschlands größtes kommunales Nahverkehrsunternehmen. Täglich zählt sie rund 2,9 Millionen Fahrgäste.

Autor/Agentur: B.Z./dpa
Quelle: B.Z.
Medium: Tageszeitung
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