Zwar bietet sich zwischen den Bahnhöfen Gleisdreieck und Wittenberg- bzw. Nollendorfplatz die fast parallel fahrende U1 (die nach Art der früheren U12 fahren und im Berufsverkehr verstärkt werden soll) als Ausweichmöglichkeit an – aber zeitweise wird auch diese Strecke gesperrt werden müssen, weil ihr Viadukt das der U2 kreuzt. Damit fallen zwei der am stärksten frequentierten Verbindungen in der Stadt weg. Obendrein ist der Bahnhof Gleisdreieck nur über Nebenstraßen zu erreichen und von einer riesigen Brache umgeben. Die BVG will in den kritischsten Phasen Ersatzbusse sowohl nördlich als auch südlich des Geländes fahren lassen, also am Landwehrkanal und durch die Yorckstraße. Aber in jedem Fall wird der Ersatzverkehr deutlich länger unterwegs sein als die Bahn.
Dabei dürfen die Züge einen Teil des Viaduktes zurzeit nur mit Schrittgeschwindigkeit passieren. Die zur Eröffnung der Hochbahn im Jahr 1902 errichtete Konstruktion ist so marode, dass sie Stück für Stück ab- und neu wieder aufgebaut werden muss. Denkmalgeschützt sei die „selten schöne“ Brücke nicht, sagt Petra Reetz, aber „wir haben den Ehrgeiz, eine ebenso schöne Brücke dafür zu errichten“. Dass zwischen deren Pfeilern der neue Nord-Süd-Tunnel der Bahn mündet, macht die etwa acht Millionen Euro teuren Arbeiten nicht einfacher.
Der Fahrgastverband IGEB erkennt die Notwendigkeit der Sperrung an, fordert aber eine Linderung für Passagiere: Die Züge der U1 bzw. U12 müssten von sechs auf acht Wagen verlängert werden, und die Sperrung beider Trassen solle sich nach dem Vorbild der S-Bahn auf die Wochenenden beschränken. Zudem müsse die BVG „sich mit zusätzlichem Personal um die Kunden bemühen“ und rechtzeitig Broschüren auflegen, um die Kunden zu warnen. Durch den Osten wird die U2 nur zwischen Pankow und Potsdamer Platz noch im gewohnten Fünfminutentakt fahren. Das letzte Stück bis zum Gleisdreieck geht es nur alle zehn Minuten weiter. Und im Westen wird anstelle der U2 die U12 wiederbelebt, die zwischen Ruhleben und Warschauer Straße fährt.