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Nur einmal war sie pünktlich

15.05.2003

Die Regionalbahn RB 10 von Berlin nach Nauen gilt als Deutschlands unzuverlässigste Linie
Bahnhof Zoo, kein Zug fährt ein. Die für 8.52 Uhr auf Gleis 3 angekündigte Regionalbahn der Linie RB 10 lässt auf sich warten. Wieder einmal. Erst mit einer 15-minütigen Verspätung verlässt der von Friedrichstraße kommende Zug den Zoologischen Garten in Richtung Nauen.

Unternehmensberater Ralf Arnhold hat sich an die häufigen Unregelmäßigkeiten auf der Strecke gewöhnt. "Wer aber nicht täglich fährt und sich nicht auskennt, hat fast gar keine Chance, vernünftig in Nauen anzukommen", sagt der 33-Jährige. Hintergrund sind die häufigen Fahrplanänderungen auf der Linie, die von Friedrichstraße und Charlottenburg startet.

Der Fahrgastverband Igeb hat die Regionalbahn RB 10 zu "Deutschlands unpünktlichster Linie" erklärt. Eine dreiwöchige Igeb-Stichprobe Ende Februar/Anfang März ergab, dass von 20 Zügen der Regionalbahn mit einer (!) Ausnahme alle verspätet in Charlottenburg eintrafen, kritisiert Igeb-Vorstand Christfried Tschepe.

Besonders ärgerlich für die Fahrgäste in Richtung Berlin: Weil die zumeist in Charlottenburg ankommenden Gäste wegen der Gleisarbeiten bis Zoologischer Garten derzeit nicht in die S-Bahn umsteigen können, müssen viele den Zwei-Minuten-Anschluss zum Regionalexpress 1 in Richtung Zoologischer Garten und Frankfurt/O. schaffen. Und den haben die meisten Fahrgäste in den vergangenen Wochen verpasst. Dabei hatte die Bahn AG die im Halbstunden-Takt zwischen Berlin und Nauen pendelnde Verbindung erst im Dezember zur "zuverlässigen Erschließung" des Havellandes eingerichtet.

Denn die aus großer Entfernung kommenden Regionalexpress-Züge RE 2 und RE 5 hatten sich störanfällig gezeigt, zudem halten sich nicht an jedem Bahnhof.

Die Bahn hat mittlerweile auf die Beschwerden reagiert und den Fahrplan auf der von Bauarbeiten belasteten Strecke an die langen Fahrzeiten "angepasst" - statt diese zu verkürzen.

"Bereits seit Ostern hat sich die Situation verbessert", kommentiert Bahnsprecher Burkhard Ahlert. Igeb-Mann Tschepe moniert jedoch, dass die Verspätungen lediglich in Form von "Puffern" in den Fahrplan aufgenommen wurden. Demnach fahren die Züge jetzt häufiger "nach Plan", sind jedoch viel länger unterwegs als die ursprünglich einmal vorgesehenen 30 Minuten.

Manchmal, sagt Tschepe, halte die Regionalbahn in Spandau, wenn sie "zu schnell" unterwegs sei. Oder sie bummelt auf freier Strecke einfach 12 Minuten ab, berichten Fahrgäste.

Nach Ansicht von Christfried Tschepe sind für die Probleme hauptsächlich "schlechte Planungen" der Bahn verantwortlich. "Sie sind ein Beweis dafür, wie dringend die S-Bahn über Spandau hinaus ins Havelland nach Falkensee verlängert werden muss", fordert der Vize-Vorsitzende des Igeb.

Autor/Agentur: Guido Hartmann
Quelle: Berliner Morgenpost
Medium: Tageszeitung
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