Pressemitteilung vom 04. Oktober 2009
S-Bahn-Entlastungsverkehr im Berliner Fernbahntunnel muss bleiben
Berliner Fahrgastverband IGEB fordert, die S-Bahn-Entlastungszüge Gesundbrunnen—Hauptbahnhof—Südkreuz ("S21") und andere S-Bahn-Entlastungszüge dauerhaft zu erhalten
Am heutigen 4. Oktober sollen die geliehenen S-Bahn-Züge aus Süddeutschland das letzte Mal von Gesundbrunnen durch den Berliner Fernbahntunnel zum Südkreuz verkehren und Hauptbahnhof sowie Potsdamer Platz erschließen. Dabei hat sich gerade in den letzten Tagen und insbesondere am 3. Oktober gezeigt, dass dieses Angebot immer besser angenommen wird. Deshalb fordert der Berliner Fahrgastverband IGEB eine dauerhafte Weiterführung. Gesichert werden müssen diese und weitere Entlastungsverkehre in den Nachverhandlungen zum Verkehrsvertrag. Von solch einer nachhaltigen Entschädigung profitieren alle: die Fahrgäste, die S-Bahn Berlin GmbH und der öffentliche Verkehr im Raum Berlin insgesamt.
Der S-Bahn-Entlastungsverkehr zwischen Gesundbrunnen und Südkreuz ist wenig bekannt, die Fahrplanaushänge sind unzureichend, es gibt keinen reinen Taktfahrplan und auf den Bahnhöfen ist es mühsam, das ständig wechselnde Abfahrgleis zu finden, insbesondere im Bahnhof Gesundbrunnen mit seiner besonders schlechten Fahrgastinformation. Dennoch sind in den letzten zwei Wochen immer mehr Fahrgäste mit den attraktiven S-Bahn-Zügen aus München, Stuttgart und Frankfurt am Main gefahren. Denn die Vorteile sind groß:
- Mit den S-Bahn-Zügen im Fernbahntunnel wird die Fahrzeit zwischen den einzelnen Stationen gegenüber dem sonstigen S-Bahn-, U-Bahn- und Busangebot auf weniger als die Hälfte reduziert.
- Der 2006 eröffnete Berliner Hauptbahnhof erhält damit endlich die dringend erforderliche attraktive Nord-Süd-Erschließung auf der Schiene. Vielen Fahrgästen von und zum Hauptbahnhof bleiben lange Umsteigewege erspart, insbesondere am Bahnhof Friedrichstraße.
- Das Angebot der Berliner S-Bahn ist mit 9 statt 18 Zügen pro Stunde und Richtung im S-Bahn-Nord-Süd-Tunnel weiterhin nicht attraktiv und leistungsfähig.
- Da Berliner Senat und Deutsche Bahn eine S-Bahn-Linie 21 von Gesundbrunnen über Hauptbahnhof zum Potsdamer Platz für sinnvoll und wirtschaftlich halten und dafür einen neuen Tunnel für mehrere 100 Millionen Euro bauen wollen, kann es nicht verkehrt sein, ein solches Angebot schon jetzt im vorhandenen Fernbahntunnel zu fahren - zumal der neue S21-Tunnel nach Senatsangaben frühestens 2022 zur Verfügung stehen wird. Soll der Berliner Hauptbahnhof so lange ohne attraktive Nord-Süd-Erschließung bleiben?
- Wenn Ende 2011 der Flughafen-Express BBI-Terminal—Südkreuz—Potsdamer Platz—Hauptbahnhof als RE 9 in Betrieb genommen wird, lassen sich beide Angebote sinnvoll verknüpfen.
- Eine sinnvolle Verlängerung der S-Bahn-Entlastungszüge wurde den Fahrgästen bereits jetzt mit der stündlichen Verlängerung nach Hennigsdorf geboten. Auch dieses Angebot muss beibehalten werden, zumal in den nächsten Jahren Beeinträchtigungen des S-Bahn-Verkehrs auf der S 25 bevorstehen, wenn auf der Strecke zwischen Schönholz und Tegel endlich mit der überfälligen Grunderneuerung einschließlich zweigleisigem Ausbau begonnen wird.
- Auch die Bauarbeiten an der U-Bahn-Linie 5 mit Unterbrechung der Nord-Süd-U-Bahn-Linie 6 für rund ein Jahr sind ein Argument für die dauerhafte Beibehaltung des S-Bahn-Verkehrs im Fernbahntunnel.
- Zwei S-Bahn-Entlastungszüge pro Stunde sollten von Gesundbrunnen nach Lichtenberg verlängert werden. Damit wird es bequeme Verbindungen vom Hauptbahnhof in den Berliner Osten geben, wenn die S-Bahn in dieser Relation in den nächsten Jahren durch die Bauarbeiten am Ostkreuz wiederholt beeinträchtigt sein wird.
Der Berliner Fahrgastverband IGEB hat sich dafür eingesetzt, dass die Entschädigungszahlungen für die massiven Zugausfälle im Sommer 2009 allen Stammkunden zu gute kommen und es nicht durch Ausgrenzung z.B. der Studentinnen und Studenten, Stammkunden 1. und 2. Klasse gibt. Das ist erreicht.
Weitere Entschädigungen müssen jetzt darauf gerichtet sein, dass den Fahrgästen als Ersatz für die Zugausfälle im Herbst 2009 Zusatzangebote in den Folgejahren gemacht werden. Eine solche Kompensation kann aber mangels Fahrzeugen nicht von der S-Bahn Berlin GmbH gefahren werden. Vielmehr müssen deren Züge wegen anhaltender Fahrzeugknappheit weiterhin entlastet werden. Deshalb müssen die beim Notfahrplan eingeführten S-Bahn-Entlastungszüge auf den Regional- und Fernverkehrsgleisen beibehalten und in der Fahrplanlage verbessert werden.
Christfried Tschepe, Vorsitzender
Matthias Horth, Stv. Vorsitzender
Jens Wieseke, Stv. Vorsitzender