Pressemitteilung vom 05. Juni 2005

S-Bf Berlin-Charlottenburg / U-Bf Wilmersdorfer Straße
Berliner Fahrgastverband IGEB kritisiert, dass der Umsteigebahnhof weiterhin zwei vollkommen unterschiedliche Namen hat

Am Montag, dem 6. Juni 2005 wird der neue, an den U-Bahnhof Wilmersdorfer Straße herangelegte S-Bahnhof Berlin-Charlottenburg eröffnet. Aus der Umsteigemöglichkeit mit über 300 m Fußweg einschließlich Überquerung einer stark befahrenen Straße wird endlich ein richtiger Umsteigebahnhof. Beinahe ein richtiger. Denn die unterschiedlichen Bahnhofsnamen sollen unverändert bleiben.

"Bei der Benennung von Umsteigebahnhöfen ist es das Ziel, durch die Namensgleichheit beider Bahnhöfe die Orientierung zu verbessern. Diese Frage tritt insbesondere beim Neubau oder der Lageveränderung bestehender Bahnhöfe auf", teilte Staatssekretärin Maria Krautzberger im Februar 2005 auf eine Kleine Anfrage der Abgeordneten Claudia Hämmerling mit. Doch dann schränkte sie ein: "Der Bahnhof Charlottenburg wird als Haltepunkt sowohl für die S-Bahn als auch für die Regionalbahn genutzt. Nach dem Ordnungsprinzip der Deutschen Bahn AG gilt als Orientierung für Bahnhöfe, die auch dem Fernverkehr dienen, die Benennung nach Orten bzw. Ortsteilen. Ferner ist grundsätzlich für einen Bahnhof nur ein einheitlicher Bahnhofsname möglich. Mit diesen bundesweiten Prinzipien der DB AG ist die Vorstellung, durch Namensgleichheit des U-Bahnhofes Wilmersdorfer Straße und des S-Bahnhofes Charlottenburg die Orientierung zu verbessern, nicht verträglich."

Fazit: Die Prinzipien der DB sind offensichtlich wichtiger als die Orientierung der Fahrgäste.

Zwar sind auf der Berliner Stadtbahn alle anderen Fern- und Regionalbahnhöfe nicht nach Orten oder Ortsteilen benannt (Zoologischer Garten, Friedrichstraße, Alexanderplatz, Ostbahnhof), aber für Charlottenburg wird eine Umbenennung in Wilmersdorfer Straße abgelehnt. Wegen der Prinzipien.

Hätte es denn nicht wenigstens einen Kompromiss geben können: Der S-Bahnhof Berlin-Charlottenburg erhält in Klammern den Zusatz "Wilmersdorfer Straße" und der U-Bahnhof Wilmersdorfer Straße den Klammerzusatz "Bahnhof Charlottenburg". Beides ist nicht schön, aber in Einzelfällen erprobt und eine kleine Orientierungshilfe - unter Wahrung der Prinzipien.

Die jetzige "Lösung" - ein Umsteigebahnhof mit zwei vollkommen unterschiedlichen Namen - ist mit Sicherheit die schlechteste aller denkbaren Varianten. Sie dokumentiert in bedrückender Weise, dass die Bahn und das Land Berlin offensichtlich gar nichts mehr einvernehmlich geregelt bekommen, nicht einmal mehr einen einheitlichen Bahnhofsnamen.

Christfried Tschepe
Vorsitzender

© Berliner Fahrgastverband IGEB e.V.