Pressemitteilung vom 29. Juni 2004

Berliner Fahrgastverband IGEB zu "BVG 2005 plus": Licht und Schatten, aber die Richtung stimmt

Heute wird die BVG "2005 plus" der Öffentlichkeit vorstellen, ihr Konzept für eine erhebliche Umstrukturierung des Straßenbahn- und vor allem des Busliniennetzes in Berlin. Der Berliner Fahrgastverband IGEB war neben vielen anderen bei der Entwicklung des Konzeptes erstmals beteiligt worden, kennt aber den aktuellen Stand zu den einzelnen Linien- und Angebotsplanungen noch nicht. Deshalb beschränken wir uns hier zunächst auf eine grundsätzliche Bewertung des Konzeptes "2005 plus".

Der Berliner Fahrgastverband IGEB befürwortet die Grundprinzipien für das neue Straßenbahn- und Busliniennetz: Differenzierung des Angebotes in ein attraktives Kernnetz mit klar definierten Standards (z.B. zu den meisten Zeiten 10-Min-Mindesttakt) und ein Ergänzungsnetz. Das Kernnetz, von der BVG als Metronetz bezeichnet, ist nach Einschätzung des Berliner Fahrgastverbands IGEB die einzige Chance, ohne nennenswerte Investitionen Stammkunden zu halten und Neukunden (Autofahrer) für den ÖPNV zu gewinnen (analog zu den erfolgreichen Expressbuslinien, in denen mehr als 10% der Fahrgäste Neukunden sind).

Der Berliner Fahrgastverband IGEB begrüßt, dass die BVG erstmals eine öffentliche Diskussion über ihre Pläne geführt hat, bevor alles BVG-intern entschieden und nur noch die Zustimmung der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung zum Konzessionsänderungsantrag der BVG einzuholen war.

Der Berliner Fahrgastverband IGEB verkennt nicht, dass ein zentrales Motiv der Neuordnung die Notwendigkeit zu Einsparungen ist, weil der Senat seine Zahlungen für den öffentlichen Nahverkehr in Berlin in einem verkehrs-, sozial- und umweltpolitisch unverantwortlichen Ausmaß gekürzt hat. Davon sind neben der BVG auch die S-Bahn Berlin GmbH und DB Regio betroffen. Deshalb wird das neue Straßenbahn- und Busnetz für einen Teil der Fahrgäste spürbare Angebotsverschlechterungen bringen.

Der Berliner Fahrgastverband IGEB anerkennt, dass mit "BVG 2005 plus" einige sinnvolle Neuordnungen des Angebotes erfolgen, wobei auch neu entstandene Verkehrsströme berücksichtigt werden. Dazu zählt z.B. die künftige Metrobuslinie 41, die aus vom Schnellbahnnetz nicht gut erschlossenen Bereichen Neuköllns und Kreuzbergs rund um Sonnenallee / Urbanstraße endlich eine Direktverbindung zum Potsdamer Platz herstellt - eine Verbindung, die bisher nur mit langen Fußwegen und häufigen Umsteigevorgängen innerhalb des U-Bahn-Netzes abgedeckt wird und damit für viele Fahrgäste unattraktiv ist.

Der Berliner Fahrgastverband IGEB kritisiert,

Der Berliner Fahrgastverband IGEB erinnert daran, dass Senat und Abgeordnetenhaus die Verantwortlichen dafür sind, dass der BVG einerseits Gelder gekürzt wurden, andererseits aber bis heute nicht einmal Eckpunkte für den gesetzlich vorgeschriebenen Nahverkehrsplan 2005 definiert sind. Der Senat hat nichts getan, die BVG hat sich bewegt. Deshalb sind die kritischen Anmerkungen des Berliner Fahrgastverbandes IGEB zum BVG-Konzept "2005 plus" Ausdruck von Verbesserungsforderungen aus Fahrgastsicht, keinesfalls aber Ausdruck einer grundsätzlichen Ablehnung.

Der Berliner Fahrgastverband IGEB fordert die BVG auf, nach Einführung des veränderten Netzes offen für eine Diskussion über Korrekturen und Nachbesserungen zu sein.

Der Berliner Fahrgastverband IGEB erwartet von der BVG, dass sie ihre finanziellen Probleme künftig nicht vorrangig durch Angebotsabbau und Fahrpreiserhöhungen, sondern verstärkt durch Ausgabenreduzierungen bewältigt, zum Beispiel:

Christfried Tschepe
Vorsitzender
Matthias Horth
Stv. Vorsitzender
Jens Wieseke
Stv. Vorsitzender

© Berliner Fahrgastverband IGEB e.V.