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Pressedienst vom 29. November 2000

Regionalbahn Brandenburg - Belzig darf nicht sterben!

Bahn AG vernachlässigt Strecke

Ab 1. Dezember 2000 wird der Betrieb auf der Regionalbahn-Strecke Brandenburg-Belzig allein wegen einer schadhaften Brücke bei Golzow eingestellt. Die Deutsche Bahn AG (DB) empfiehlt dem Land Brandenburg, den Reisezugverkehr in dieser Relation abzubestellen.

Mit Nachdruck fordert der Berliner Fahrgastverband IGEB das Land Brandenburg auf, diesem Anliegen der Bahn AG nicht nachzugeben, sondern auf der Reparatur der schadhaften Brücke zu bestehen und weiterhin den Zugbetrieb zu bestellen.

Es ist ein Skandal, dass die DB AG viele Jahre lang Gelder vom Land Brandenburg für den Betrieb dieser Strecke erhalten hat, ohne die Mittel so zu verwenden, dass ein Weiterbetrieb gewährleistet ist. Mit einer seriösen Unternehmenspolitik ist es unvereinbar, wenn die DB in Anbetracht anstehender Reparaturen nur die Abbestellung empfiehlt. Sollte das Land diesem Druck nachgeben, würde es der zweckwidrigen Verwendung von Regionalisierungsmitteln Vorschub leisten.

Der Gipfel der Dreistigkeit ist die Empfehlung der DB an das Land Brandenburg, darüber hinaus den Zugverkehr auf fast der kompletten "Brandenburger Städtebahn" abzubestellen. Die DB AG neigt leider dazu, ihre Leistungen nicht an den Interessen der Kunden, sondern an der Bequemlichkeit für das Unternehmen zu orientieren. Das Land Brandenburg darf solche Tendenzen nicht fördern! Es wäre zu seinem eigenen Schaden.

Bei der schadhaften Brücke bei Golzow handelt es sich um ein sehr kleines Bauwerk, das u.E. mit geringem Aufwand saniert werden kann. Diese Maßnahme muss unverzüglich durchgeführt werden, um den weiteren Zugverkehr sicherzustellen, zumal sich die Strecke ansonsten in einem akzeptablen Zustand befindet und erst vor wenigen Jahren andere neue Brückenbauwerke errichtet wurden.

Die Strecke Brandenburg-Belzig und die ganze "Brandenburger Städtebahn" verläuft wie ein Halbring 45 km südlich - westlich - nördlich von Berlin und vernetzt die Haupt-Bahnlinien in diesen Regionen. Die Direktverbindungen zwischen den Regionalzentren Jüterbog und Treuenbrietzen, Belzig und Brandenburg (Einstellung zum 1.12.2000), Rathenow - Neustadt (Dosse) sowie Herzberg und Löwenberg, zusammen über 100 Kilometer, sind akut bedroht. Der Reisezugverkehr ist unbedingt beizubehalten. Die Anschlüsse zu den Hauptstrecken können mit dem Bus bei weitem nicht so günstig wie mit der Bahn gewährleistet werden.

Eine Abbestellung des Reisezugverkehrs würde die ohnehin schon strukturschwache Region noch weiter schädigen und Abwanderungstendenzen der Bevölkerung und des Gewerbes verstärken. Der zunehmenden touristischen Nutzung der Region stünde mit dem Wegfall der Bahn auch kein Fahrradtransport mehr zur Verfügung.

Es bietet sich ggf. an, den Zugbetrieb künftig bei einem anderen Bahnunternehmen zu bestellen.

Christfried Tschepe, Stellv. Vorsitzender
Florian Müller, Abteilung S-Bahn und Regionalverkehr

© Berliner Fahrgastverband IGEB e.V.