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Nahverkehr soll flexibler werden

06.03.2005

Entwicklungsplan schlägt Einführung von Sammeltaxen vor - Überarbeitung des Tarifsystems geplant
Die BVG schraubt ihre Ansprüche zurück. Während bislang als Ziel galt, 99 Prozent der Fahrten pünktlich zu absolvieren, sind es künftig nur noch 90 Prozent. Das geht aus den "Eckpunkten für den Nahverkehr 2005 bis 2009" hervor, den die Senatsstadtentwicklungsverwaltung jetzt vorgelegt hat. Da Busfahrten bislang nur zu 84 Prozent pünktlich abliefen, ist das neue Ziel realistischer gewählt, heißt es dazu aus der Verwaltung.

Ziel des Entwicklungsplans ist die Erhöhung der Wirtschaftlichkeit der finanziell in Schieflage befindlichen BVG. So soll auch das Tarifsystem in den kommenden Jahren überarbeitet werden. Als erstes Ziel dabei formulierte die Stadtentwicklungsverwaltung dabei die "Schließung der Lücke zwischen Einzelfahrschein und Abo für regelmäßige, aber nicht tägliche Nutzer" des öffentlichen Nahverkehrs. Außerdem soll das Kurzstreckenticket auf den Prüfstein.

Auch einzelne Preiserhöhungen sind dem Papier zufolge möglich, "mit dem Ziel maximaler Tarifergiebigkeit", heißt es in dem Entwicklungsplan. Für Schüler, Azubis, Studenten und Arbeitslose soll es aber weiter "deutlich rabattierte Preise" geben.

Auf Kritik stößt die geplante Umstellung des 20-Minuten-Taktes auf 15- bis 30-minütige Einheiten. "Durch seltener fahrende Züge bei S-Bahnen müßten eingleisige Strecken teuer umgebaut und auch neue Bahnhöfe gebaut werden" sagt Matthias Horth vom Fahrgastverband Igeb.

Insgesamt soll der Nahverkehr in Berlin flexibler werden. "Es sollen flexible Bedienungsweisen eingeführt werden, zum Beispiel in Form von "Kiezbussen', dem Einsatz von Anrufsammeltaxen und dem Einsatz von kleineren Bussen in nachfrageschwachen Zeiten und Regionen", heißt es in dem Papier.

Neu ist, daß für den öffentlichen Nahverkehr nicht nur die Qualitätsstandards festgeschrieben, sondern durch die Einrichtung eines Controllings auch überprüft werden sollen. Dabei soll der Erfolg "weitest möglich auf Basis der Kundenzufriedenheit" bewertet werden.

SPD und PDS äußersten sich zurückhaltend zu dem Entwicklungsplan. Es handele sich um einen verwaltungsinternen Vorentwurf, der jetzt in der Regierungskoalition abgestimmt werde, sagten die verkehrspolitischen Sprecher Christian Gaebler (SPD) und Jutta Matuschek (PDS). Im Frühjahr soll sich nach Angaben der Stadtentwicklungsverwaltung der Senat mit dem Papier beschäftigen.

Der Nahverkehrsplan 2005 bis 2009 formuliert die mittelfristigen Ziele für den öffentlichen Nahverkehr in Berlin. Nach einer Vorgabe der Europäischen Kommission muß der Nahverkehr ab 2008 privatisiert und die Leistungen europaweit ausgeschrieben werden.

Autor/Agentur: Jens Anker und Margarete Raabe
Quelle: Berliner Morgenpost
Medium: Tageszeitung
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