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Berlin spitze

02.08.2003

Leider nur bei den Preisen für Bus und Bahn
Am wenigsten Geld, höchste Tarife. Experten befürchten: BVG und S-Bahn laufen jetzt immer mehr Kunden weg
Berlin - Noch tiefer in die Tasche greifen - das müssen fast alle, die ab heute BVG-Tickets kaufen. Mit den neuen Tarifen fährt die Hauptstadt an die Spitze Deutschlands. Bus und Bahn in Berlin - so teuer ist es sonst nirgends in Deutschland, beschwert sich auch der Fahrgastverband Igeb. Die Befürchtung: S- und U-Bahn verlieren Fahrgäste.

"Das Preisniveau in Berlin ist verglichen mit anderen Großstädten am höchsten", sagt Igeb-Tarif-Experte Matthias Horth. Was die Situation noch verschärft: Die durchschnittliche Kaufkraft der Bevölkerung liegt in Berlin am niedrigsten. 15 620 Euro pro Person und Jahr beträgt die Summe in der Hauptstadt. In Düsseldorf dagegen können die Einwohner im Durchschnitt 20 430 Euro ausgeben.

Bei den Bahnpreisen ist es genau umgekehrt: Ein Einzelticket kostet in der Landeshauptstadt von Nordrhein-Westfalen 1,80 Euro, in Berlin dagegen 2,20 Euro. Eine Gruppentageskarte schlägt in Berlin mit 14 Euro zu Buche, in Düsseldorf sind gerade mal 7,70 Euro fällig.

Ähnlich der Vergleich mit München: Dort kostet die Gruppenkarte 8 Euro, die Tageskarte 4,50 Euro (Berlin 5,60 Euro). Igeb-Experte Horth: "In Zukunft wird wohl mancher Fahrgast auf BVG und S-Bahn verzichten. ".

Die Kritik lässt der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) allerdings nicht gelten: "Die Tarife in anderen Städten lassen sich nicht vergleichen, weil es dort weniger Zonen gibt, keine Rundfahrten möglich sind. Zwei Jahre lang gab es zudem keine Preiserhöhung. Und Kraftstoff wurde auch teurer", verteidigt eine VBB-Sprecherin die neuen Tarife.

"Mit immer höheren Preisen fahren die Verkehrsbetriebe auf das Abstellgleis", sagt dagegen Matthias Horth. Die Prognose seines Verbands: Niedrigere Preise locken mehr Kunden an. "Was auch wichtig ist: Die Unternehmen müssen wirtschaftlicher werden, den Wasserkopf in der Verwaltung abbauen", sagt der Igeb-Experte.

Nicht nur die Höhe der Preise, auch die Struktur des Tarifsystems will der Berliner Fahrgastverband ändern. Bei den Zeitkarten sollen die unterschiedlichen Tarife "Standard" und "Premium" abgeschafft werden. Der Kurzstreckentarif mit begrenzter Haltestellenanzahl sollte durch einen 1-Stunden-Fahrschein ersetzt werden. "Einfachere Tarife wären verständlicher und würden die Kosten der Verkehrsbetriebe senken", meint Matthias Horth.

Autor/Agentur: Hans-Christian Bustorf
Quelle: Berliner Kurier
Medium: Tageszeitung
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