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Ein Gutachten macht noch keine S-Bahn

09.03.2006

Wiederaufbau der Strecke nach Falkensee ungewiss
FALKENSEE. Wer im Havelland oder im Westen Spandaus lebt, wird diese Nachricht gerne hören. Das seit langem erwartete Gutachten zum Wiederaufbau der S-Bahn-Strecke von Falkensee nach Spandau ist fertig - und es kommt zu einem positiven Ergebnis. Die Fachleute, die im Auftrag Berlins, Brandenburgs und des Kreises Havelland die Wirtschaftlichkeit des Projekts bewerteten, ermittelten einen Kosten-Nutzen-Faktor von zirka 1,5, teilte der Fahrgastverband IGEB mit. "Damit liegt er deutlich über dem erforderlichen Wert von 1,1", hieß es. Doch das bedeutet nicht, dass die Fahrgäste nun auf einen baldigen Wiederaufbau der S-Bahn hoffen können. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung warnte gestern vor allzu viel Optimismus. "Wir führen erst einmal Gespräche mit dem Bund", sagte Petra Rohland, Sprecherin der Senatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD). Ob und wann die 7,9 Kilometer lange Strecke gebaut wird, sei nicht absehbar.

Finanzierungsfragen müssten geklärt werden. Vor kurzem kam noch ein Problem hinzu: Wie berichtet, will der Bund die Zuschüsse für den Nahverkehr, die so genannten Regionalisierungsmittel, kürzen. Setzt er sich durch, müsste allein Brandenburg in diesem Jahr auf 6,1 Millionen, im Jahr 2007 sogar auf 31,8 Millionen Euro verzichten, so der Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion, Günter Baaske. Bevor weitere Strecken hinzukommen könnten, müsse neu kalkuliert werden, sagten Experten. "Sonst haben wir zusätzliche Gleise - aber kein Geld, dort Züge fahren zu lassen." Ersten Schätzungen zufolge kostet die Falkenseer S-Bahn 30 Millionen Euro.

Sinnvolle Verbindung

Dabei sind sich Brandenburg und Berlin darin einig, dass der Wiederaufbau der 1961 unterbrochenen S-Bahn-Trasse sinnvoll wäre. "Weil die Einwohnerzahl Falkensees zunimmt und die Zahl der Fernzüge im Mai erneut steigt, wird eine Alternative zum Regionalverkehr immer dringlicher", sagte Florian Müller von der IGEB. Rohland: "Auch Berlin hat ein großes Interesse" - zumal an der Nauener und der Hackbuschstraße neue S-Bahnhöfe entstehen sollen. Jürgen Czarnetzki von der Bürgerinitiative Spandauer Verkehrsbelange 73 hält das Projekt dagegen für unwirtschaftlich: "Der Regionalverkehr ist schneller - ihm werden die Fahrgäste treu bleiben."

Autor/Agentur: Peter Neumann
Quelle: Berliner Zeitung
Medium: Tageszeitung
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